Zwei Fragen an...

Alexander Wüerst

Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Köln
 und Landesobmann der rheinischen Sparkassen

Wenn Sie heute, im Sommer 2021, 
auf das vergangene Jahr zurückblicken:

Welche Bedeutung würden Sie ihm geben? Ein Krisenjahr, das viel verändern wird, oder eins, das langfristig weniger beeinflusst, als man momentan annimmt?

Die Pandemie ist noch nicht vorüber, jedoch ist durch die stetig steigende Zahl geimpfter Menschen ein „Licht am Ende des Tunnels“ zu erkennen. Die Folgen der Pandemie werden uns hingegen sicherlich noch eine ganze Weile begleiten. So werden sich Insolvenzen von Unternehmen insbesondere aus den Bereichen Touristik, Hotel und Gastronomie nicht gänzlich vermeiden lassen und auch uns, die Sparkassen im Rheinland, als Gläubiger fordern. Gut, dass wir durch eine umsichtige Geschäftspolitik hierfür in den letzten Jahren ausreichend Vorsorge getroffen haben.

Auch wird es Veränderungen in unseren Innenstädten zu einem Mehr an Nachhaltigkeit geben. Die Nachfrage nach Büroflächen dürfte zurück­gehen, da sich der Trend zu einem flexibleren Arbeiten aus dem Homeoffice heraus meines Erachtens etablieren wird.

Und auch im Persönlichen hat die Pandemie Veränderungen bewirkt. So gibt es eine verstärkte Rück­besinnung auf Werte wie Familiensinn und Zusammenhalt.

Wie haben Sie die rheinischen 
Sparkassen wahrgenommen?

Vor einem Jahr – nach Ende des ersten Lockdowns – zog ich an dieser Stelle das Fazit, dass die Sparkassen zügig, verantwortungsvoll und verhältnismäßig gehandelt haben. Ihre Rolle als verlässliche Partner für die Menschen und Unternehmen haben sie im weiteren Pandemieverlauf bestätigt. Sie haben nachhaltig Strukturen geschaffen, in denen sie zügig auf sich stetig ändernde Entwicklungen reagieren konnten – dabei blieb immer der Schutz der Mitarbeitenden als auch die kreditwirtschaftliche Versorgung im Fokus. Die Menschen wertschätzen dies; nicht umsonst zählen die Sparkassen zu den wenigen Institutionen, die im Jahresverlauf 2020 an Vertrauen gewonnen haben. Zugleich spiegelt sich dieses Vertrauen in einem hohen Zufluss neuer Einlagen wider, die die Sparkassen vor große Herausforderungen stellen. Denn Einlagen kosten in dem jetzigen Negativzinsumfeld real Geld, für Kreditinstitute und Kunden gleichermaßen. Wir sollten jedoch bei allen betriebswirtschaftlichen Herausforderungen die Chance sehen, bei der Suche nach sinnvollen Anlage­alternativen mit unseren Kundinnen und Kunden noch intensiver ins Gespräch kommen zu können.

Mit Blick auf die rheinischen Sparkassen freut mich besonders, dass rund 90 % die Klimaschutz-Selbstverpflichtung unterzeichnet haben. Nachhaltigkeit noch stärker in den Fokus zu rücken, wird trotz – oder gerade wegen – der Pandemie auch für die Sparkassen von zentraler Bedeutung bleiben.